Teenager-Dekade – Teil 3

Die Kindheit

Meine Schulklasse der Hermann-Matern-POS
Meine Schulklasse in Großenhain

Teenager

14 Jahre – Urlaub im Harz

Hurra, die Schule ist aus! Die 10. Klasse hatte ich erfolgreich absolviert und die letzten Sommerferien brachen an und wie schon in den Jahren zuvor, arbeitete ich einige Wochen in den Ferien, um mir etwas Geld zu verdienen. Dieses Mal gelang es meiner Mutter, mir eine Ferienarbeit im Lebensmittellager der NVA im Kommando in Strausberg-Vorstadt zu beschaffen, doch dazu später mehr, denn meine letzten großen Ferien waren aufgrund meiner näheren Zukunft doch sehr getrübt. Meine Leistungen waren in der 9. und 10. Klasse wieder auf ein sehr gutes Niveau angestiegen, bis auf wenige Ausnahmen, wie Sport, Musik und Staatsbürgerkunde und insbesondere die Naturwissenschaften Mathematik und Astronomie begeisterten mich sehr. Ich bastelte mir ein eigenes kleines Fernrohr – was zur damaligen Zeit und bei unseren finanziellen Mitteln sehr schwer war – und nutzte jede freie Stunde, um Sonne, Mond und Planeten zu beobachten. Am 04.02.1983, zwischen 18 und 21 Uhr Tages gelang mir die Beobachtung eines Nordlichts von unserem Balkon aus. Fotografisch konnte ich es nicht festhalten – eine astro-fotografische Ausrüstung war beim besten Willen nicht zu bekommen – jedoch beschrieb und skizzierte ich das Ereignis sehr genau und schickte meine Aufzeichnungen an die Archenhold-Sternwarte. In einer der folgenden Ausgaben der Zeitschrift „Astronomie und Raumfahrt“ wurden dann sogar meine Beobachtungen erwähnt.

Mein Wunsch war es, nach Beendigung der 10. Klasse die EOS zu besuchen, um danach ein Hochschulstudium aufnehmen zu können. Aber ich war chancenlos. Zwar waren meine Noten mehr als ausreichend, aber die Abschlußbeurteilung der 9. Klasse machte alle Hoffnungen zunichte. Sicherlich war ich kein braver Schüler damals und meine Kopfnoten, insbesondere Betragen, waren nicht gut. Jedoch sah meine damalige Klassenlehrerin (Geschichte und Sport) in mir wohl so etwas wie einen Systemabweichler und das formulierte sie dann auch in ihrer ideologischen Verblendung genau so in der Beurteilung und in Strausberg war das natürlich das „Ende“. Also machten meine Mutter und ich uns auf die Suche nach einer Lehrstelle und ein Lehrvertrag als Klempner war praktisch schon perfekt, als plötzlich die damalige PGH in Hennickendorf wieder absagte. Es war klar: Auch dahinter steckte die „gute“ Kommunistin Frau Lehrerin. Nun stand ich da und mußte die erstbeste Lehrstelle nehmen, die sich mir bot. Am 07.12.1982 unterschrieb ich einen Lehrvertrag im VEB Industrierohrleitungsmontagen Berlin in Lichtenberg. Ich sollte ein Maschinen-und-Anlagenmonteur mit der Spezialisierung „Rohrleitungsbau“ werden oder besser gesagt: Ein Schweißer. Es war natürlich mein „Traumberuf“.

Aber noch war es nicht soweit. Der 1. September 1983 war noch 8 Wochen entfernt und ich hatte Ferien und in der Ferienarbeit durfte ich dann sehen, was es bedeutet, in einem Arbeiter-und-Bauern-Staat zu leben. Das Lager im Kommando LSK/LV quoll über vor Dingen, die ein Normalbürger der DDR nie im Laden zu Gesicht bekam. Zwar durfte meine Mutter auch in der MHO einkaufen – dort gab es ab und an exquisitere Dinge – aber in der Reihe derjenigen, die in diesen Genuß kamen, stand sie, wenn überhaupt, als kleine Zivilangestellte ganz weit hinten. Zunächst einmal kamen da die ganzen Offiziersweiber dran. Also habe ich diese einmalige Gelegenheit der Lagerarbeit so gut es ging für uns ausgenutzt. Was das bedeutete, kann sich wohl jeder an fünf Fingern abzählen.

Meine Mutter arbeitete in ihren Ferien ebenfalls und sie durfte erfahren, was es mit dem Wort „Bauern“ im Wort „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ auf sich hatte, denn sie mußte bei der Ernte von Kartoffeln und Rüben helfen und weil sie nicht schnell genug arbeitete, schlug der DDR-Bauer sie, genauso, wie die Bauern ihre Leibeigenen schon Jahrhunderte zuvor schlugen. Offenbar war das die Lehre des Marxismus-Leninismus. Doch auch heutzutage hat sich daran nichts geändert. Die Bauern kassieren Millionen von Subventionen; Geld das sie nicht erwirtschaften und somit auf Kosten anderer leben.

Irgendwann gehen auch die längsten Ferien zu Ende und der 1. September war da und die Lehre begann. Die praktische Ausbildung fand im VEB Elektrokohle und die theoretische Ausbildung im VEB Bergmann-Borsig in Wilhelmsruh statt. Unsere Lehrräume dort befanden sich in der obersten Etage eines alten, hohen Werksgebäudes und wir konnten aus den Fenstern nach Berlin-Reinickendorf schauen.

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VEB Bergmann-Borsig direkt an der Grenze zu Westberlin Fotoquelle